Das Buch zum Jubiläumsjahr
Eine Reise in die musikalische Welt des Jahres 1923 – aus der Perspektive unserer Gegenwart
Das Jahr, in dem Karl Vötterle den Bärenreiter-Verlag gründete, war ein Wendepunkt in mancherlei Hinsicht. Denn in den 1920er-Jahren geriet nicht nur die Welt, sondern auch die Musik und das Musikleben ins Taumeln: zwischen Krise und Krieg, Abschottung und Austausch, dem resignativen Blick zurück und neuer Dynamik. Wie eng Musik und Gesellschaft miteinander verflochten waren, zeigt das Jahr 1923. Geprägt ist es durch Geschehnisse, Debatten und Entwicklungen, die uns auch heute noch beschäftigen.
Im besetzten Ruhrgebiet wird Musik zu einem Mittel des politischen Kampfes; in der von der Hyperinflation erschütterten Weimarer Republik verschärft sich die Krise des Konzertlebens und der Kartenpreis steigt im Herbst auf 200 Milliarden Mark; in den USA machen afroamerikanische Blues- und Jazz-Größen wie Bessie Smith oder Louis Armstrong im Rahmen der sogenannten „race records“ ihre ersten Schallplattenaufnahmen; in Wien vollendet Arnold Schönberg seine ersten zwölftönigen Werke; in Paris schockiert Igor Strawinsky die Avantgarde mit seinem neoklassizistischen Bläseroktett und in Budapest setzt Béla Bartók mit seiner „Tanz-Suite“ ein musikalisches Zeichen gegen den Nationalismus. Im Berliner Voxhaus wird mit der Ausstrahlung der ersten Funkstunde auf dem Höhepunkt der politischen und ökonomischen Krise das Zeitalter des öffentlichen Rundfunks in Deutschland eingeläutet. Und in Augsburg wagt der 20-jährige Karl Vötterle die Gründung des Bärenreiter-Verlags.
In atmosphärisch dichten Beschreibungen macht Tobias Bleek einen faszinierenden musikalischen Kosmos lebendig und porträtiert zentrale Entwicklungen, wichtige Akteure und Schlüsselwerke dieser aufregenden Zeit. Er erzählt auf faszinierende Weise, wie die Musik in das kulturelle, gesellschaftliche und politische Leben dieser Zeit der Extreme eingebettet war. Dabei lenkt er den Blick auf Entwicklungen und Debatten, die uns bis heute beschäftigen: den Umgang mit ökonomischen und kulturellen Krisen, Identitätsfragen und Nationalismus, Migration und Exil sowie Chancen und Herausforderungen eines rasanten medialen Wandels.
In Zusammenarbeit mit BR-Klassik und dem Klavierfestival Ruhr
„Buch des Monats“ der „Opernwelt“: Ein „hervorragendes, tief in die explosive Materie eintauchendes Buch“. Es „liest sich nicht nur wie ein (dazu Präzise mit historischen Aufnahmen bebilderter) Roman, sondern ist darüber hinaus pointiert und witzig.“ (Arno Lücker)